Wir dokumentieren an dieser Stelle einen Artikel aus dem Klassenstandpunkt #12.
Aktuelle Fragen zum Verständnis des proletarischen Feminismus
In den vergangenen Jahren hat der proletarische Feminismus eine große Bedeutung in der Entwicklung der revolutionären Bewegung in der BRD, im deutschsprachigen Raum und sogar in verschiedenen anderen imperialistischen Ländern gewonnen. Der proletarische Feminismus eroberte in diesen Ländern einen Raum, der zuvor durch und durch vom bürgerlichen und kleinbürgerlichen Feminismus besetzt gehalten worden war, auch innerhalb verschiedener Organisationen und Zirkel mit revolutionärem Anspruch. Die Entwicklung und Verbreitung des proletarischen Feminismus innerhalb der revolutionären Bewegung war, kurz gesagt, rasant innerhalb der letzten Jahre. Bis zu einem Punkt, an dem nur die ignorantesten Leute sich um eine Stellungnahme zu diesem Thema herumwinden konnten. Doch mit dieser rasanten Entwicklung traten und treten vor allem aktuell immer mehr ideologische Abarten auf, die sich proletarischer Feminismus nennen, sich als solchen „eigene Entwicklung“ zu sein. Sie alle haben eins gemeinsam, sie sind Versuche der Bourgeoisie den proletarischen Feminismus, als integralen Bestandteil des Marxismus, zu einer Perversion seiner selbst zu machen, Versuche diese Waffe der revolutionären Frauenbewegung und des gesamten Proletariats zu entschärfen. So wie die Bourgeoisie es immer mit der Ideologie des Proletariats versucht, das heißt in letzter Konsequenz eins: Revisionismus. Die Leute die diese Scharlatanerie mit dem proletarischen Feminismus betreiben haben alle eins gemeinsam, sie haben weder von Proletariat, noch von Feminismus und eben auch von Marxismus, im besten Falle, ein unzureichendes Verständnis. Darum wollen wir uns an dieser Stelle genau diesen Fragen widmen.
Nie zuvor hatte eine Kommunistische Partei so einen hohen Anteil an Genossinnen und proletarischen Führerinnen
Zunächst einmal müssen wir einige geschichtliche Aspekte in diesem Punkt betrachten. Die Frage der Frau spielt in der Internationalen Kommunistischen Bewegung von Anfang an eine äußerst wichtige Rolle. Von Marx über Lenin zum Vorsitzenden Mao erkannten die Klassiker des Marxismus die unfassbar wichtige Rolle, die die Frauen in der proletarischen Revolution zu spielen haben und die enorme Kraft die den Frauen inne wohnt und die es zu entfesseln gilt. 1975 erschien von der Kommunistischen Partei Perus das Dokument „Der Marxismus, Mariátegui und die Frauenbewegung“ ausgearbeitet vom Vorsitzenden Gonzalo. Dieses Dokument gab nicht nur der peruanischen Frauenbewegung damals die Richtung vor, auch heute noch ist es weltweit das höchste Verständnis des proletarischen Feminismus, über das die IKB verfügt. Das Dokument war auch kein bloßes Lippenbekenntnis der KPP, sondern wurde eine konkrete und feste materielle Gewalt in seiner Umsetzung innerhalb des Volkskrieges in Peru. Nie zuvor nahm die Frau so entschlossen an der Revolution teil, nie zuvor hatte eine Kommunistische Partei so einen hohen Anteil an Genossinnen und proletarischen Führerinnen.
Die KPP zeigt die Rolle des proletarischen Feminismus in der Weltanschauung der Ideologie des Proletariats und seine Umsetzung in Theorie und Praxis. Vor der Verhaftung des Vorsitzenden Gonzalo und der Sprengung des Zentralkomitees durch die Revisionisten hatte die KPP eine knappe
ausgeben oder versuchen ein Gegenpol, eine Mehrheit an Frauen unter den Parteimitgliedern, nach dem I. Parteitag waren im Zentralkomitee die Mehrheit Frauen und im Politbüro waren teilweise bis zu 80% der Mitglieder Frauen. Auch heute noch sind die Errungenschaften der peruanischen Revolution unerreicht. Dies unterstreicht die die Bedeutung der Weiterentwicklungen des Vorsitzenden Gonzalo, denn zwar war die Teilnahme der Frauen an der Revolution auch in China und der Sowjetunion hoch, doch ihre Schmiedung zu Führerinnen der Revolution war noch sehr unzureichend.
Die rasante Entwicklung in der Verbreitung des proletarischen Feminismus in der BRD ging einher mit einer ebenso rasanten Verbreitung des Maoismus in der revolutionären Bewegung der BRD innerhalb der letzten Jahre, eben weil beides untrennbar miteinander verbunden ist. Nun aber ist es augenfällig geworden, dass viele Leute angefangen haben mit dem Begriff des proletarischen Feminismus zu schachern. Sie trennen ihn von der Ideologie des internationalen Proletariats, dem Maoismus. Sie opponieren gegen das Verständnis des proletarischen Feminismus, das der Vorsitzende Gonzalo uns gegeben hat. In „Der Marxismus, Mariátegui und die Frauenbewegung“ greift der Vorsitzende Gonzalo unterschiedliche wichtige Thesen Mariáteguis in Bezug auf die Frauenfrage auf und entwickelt diese weiter. Mariátegui stellte fest:
„Im Feminismus können drei fundamentale Richtungen ausgemacht werden, drei substanzielle Farben: bürgerlicher Feminismus, kleinbürgerlicher Feminismus und proletarischer Feminismus. Jeder dieser drei Feminismen formuliert seine Forderungen auf verschiedene Weisen. Die bürgerliche Frau vereint den Feminismus mit den Interessen der konservativen Klasse. Die proletarische Frau vereint ihren Feminismus mit dem Glauben der revolutionären Massen an die Gesellschaft der Zukunft.“[1]
Man schmuggelt die Ideen der Bourgeoisie und Kleinbourgeoisiein die Ideologie des Proletariats
Und genau an dieser Stelle liegt der Hase begraben. Trennt man den proletarischen Feminismus von der Ideologie des Proletariats, dann bereitet man den Boden, dass das Rot der proletarischen Ideologie überdeckt wird von den anderen Farben, von den Feminismen anderer Klassen. Man schmuggelt die Ideen der Bourgeoisie und Kleinbourgeoisie in die Ideologie des Proletariats. Nicht anders zu erklären, dass der proletarische Feminismus für manche Leute zu einer eigenen Ideologie für sich wird, auf einmal wird er etwa zum Kampf um das Recht zur Auslebung irgendwelcher sexueller Neigungen degradiert. Alle möglichen „Gender-Theorien“, LGTBIQ und welche Buchstaben, mit und ohne Sternchen, die kleinbürgerlichen Intellektuellen noch für wichtig halten, sie alle gelten für manche Leute als „proletarischer Feminismus“. Dabei geht es noch nicht einmal darum wie man zu diesen sexuellen Neigungen steht, doch das Hauptziel, dass diese Theorien verfolgen ist die individuelle Befreiung oder „Legalisierung“ nach bürgerlichem Recht im bürgerlichen Staat oder einfach nur die Akzeptanz dieser, die „Bekämpfung von Homophobie“. All das hat im Kern gemeinsam, dass eine Revolution, die proletarische Revolution, überflüssig für sie ist, denn sie können ihre „Befreiung“ innerhalb des imperialistischen Systems erreichen. Die „Gender-Theorien“ und den proletarischen Feminismus zu vermischen ist nicht nur eine Absage an den proletarischen Feminismus und damit an den Maoismus, es ist eine Absage an die proletarische Revolution im Allgemeinen.
Andere Leute versuchen sich ganz um die Frage des proletarischen Feminismus zu wenden, sie machen ihre eigenen „Erfindungen“ und reden beispielsweise von „revolutionärem Feminismus“ oder anderen Neuschöpfungen. Diese Leute verstehen keinen Deut Marxismus, denn der Feminismus als reine Idee ist im Wesen revolutionär, er ist gegen die Unterdrückung der Frau. Nun stellten aber bereits Marx und Engels im Manifest fest:
„Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüberstehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse. Die übrigen Klassen verkommen und gehen unter mit der großen Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt.“[2]
Heißt also revolutionär bedeutet im Wesen proletarisch. Dieser Versuch den Klassencharakter des eigenen bürgerlichen oder kleinbürgerlichen Feminismus zu verschleiern, wahrscheinlich nur als Feigenblatt im Munde geführt, ist daher äußerst armselig.
Patriarchale Ideen sind nämlich nicht nur in den Köpfen der Männer vorhanden, sondern auch Frauen lernen sie von klein an
Oftmals sind es dieselben Leute die ihren „Feminismus“ darstellen als Frauen die mit Sturmmasken und Baseballschlägern in Videos und auf Fotos posieren. Aber diese Leute sind überhaupt nicht proletarisch, ihr Verständnis von Gewalt ist nicht revolutionär, es ist äußerst lumpenhaft. Ihnen dient die Gewalt nicht zur Eroberung der Macht für wie unsere Genossinnen und Genossen sich den das Proletariat, sie wollen der „coolere“ Haufen, die „coolere“ Bande sein, was Ausdruck der Parole „Bildet Banden“ ist (womit wir uns in Ausgabe #10 dieser Zeitung ausgiebig beschäftigt haben). Videos auf den ersten Blick vielleicht „cool“ aussieht Was in ist letztendlich eine Degradierung der Frau zu Dekoration und nichts anderes als der Entsprechung eines gewissen Schönheitsbildes der Männer von Frauen im Zusammenhang mit einer bestimmten Subkultur. Die Frau wird zu einer Art „Sexobjekt“ stilisiert. In der politischen Praxis folgt daraus meistens eine Reduzierung der Frauen zu „Weibern“, sie sind organisatorisch eingebunden aber von der Politik im Großen und Ganzen ausgeschlossen. Die lumpenhafte Gewalt die sie in ihrer Propaganda darstellen ist letztendlich ein Versuch die Frauen zu Männern zu Mackern, zu „machen“, im Rahmen der bürgerlichen Vorurteile. Patriarchale Ideen sind nämlich nicht nur in den Köpfen der Männer vorhanden, sondern auch Frauen lernen sie von klein an. Nun gelten aber auch die Klassenkriterien für Frauen, genauso wie für Männer und daher sind sie nicht weniger Lumpen. Oder wie Mariátegui es sagte:
„Frauen wie Männer sind Reaktionäre, Zentristen oder Revolutionäre. Sie können – konsequenterweise – nicht alle gemeinsam die gleiche Schlacht schlagen. Im aktuellen menschlichen Panorama trennt die Klasse Individuen mehr als das Geschlecht.“[3]
Aber wir müssen auch selbstkritisch betrachten, wie unsere Genossinnen und Genossen sich den proletarischen Feminismus aneignen und ihn verkörpern. Und da werfen sich auch einige Fragen auf. Wie zum Beispiel kann es sein, dass Genossinnen und Genossen immer wieder vom proletarischen Feminismus reden als wäre er eine eigene Ideologie. Warum wissen viele Genossinnen und Genossen so viel über das Leben der Genossin Norah, die ohne Frage eine hervorragende Kommunistin war, aber doch nur so wenig über das Leben und das Werk des Vorsitzenden Gonzalo, dessen Verdienst unser Verständnis vom proletarischen Feminismus und des Maoismus im allgemeinen ist. Wie können Genossinnen und Genossen sich einerseits auf den proletarischen Feminismus berufen und dann andererseits wie selbstverständlich in Diskussionen mit dem Wort „Sexismus“ um sich werfen, der bloß eine Form der These von der Befreiung der Frau ist, eine bürgerliche These ist, die auf der Konfrontation zwischen Mann und Frau aufgrund ihres Geschlechts abzielt und letztendlich die Unterdrückung der Frau verschleiert. All diese Probleme sind ideologische Schwächen in der Verteidigung, Hochhaltung und Anwendung des Maoismus, es sind Probleme, die unsere Genossinnen und Genossen auf dem Weg des revolutionären Kampfes beseitigen müssen.
Aus diesem Grund müssen die Frauen heute aktiv für die Rekonstitution der Kommunistischen Partei kämpfen
Aus den Leuchtenden Schützengräben des Kampfes
Der proletarische Feminismus ist auch nicht bloß eine Frage von Frauenkampf plus Proletariat. Es reicht also nicht zu sagen man kämpft jetzt gegen die Unterdrückung der Frau, ist feministisch, und fügt dann hinzu, dass man auch für das Proletariat ist. Genau so wenig ist der proletarische Feminismus auch nur für Proletarierinnen da, er umfasst die Emanzipation der Frau im Allgemeinen. Der proletarische Feminismus erkennt die Notwendigkeit der proletarischen Revolution als Ausgangspunkt für die tatsächliche Emanzipation der Frau an. Daher ist er ein Teil der Ideologie Proletariats und kann nur in engster Verbindung mit ihr existieren. Schon Lenin sagte über die Stellung der Kommunisten zur Frauenfrage „daß die Kämpfe für die Frauenforderungen mit dem Ziel der Eroberung der Macht und Aufrichtung der proletarischen Diktatur verbunden werden […]“.[4] Heute können wir mit der Entwicklung des Marxismus noch den Volkskrieg und die proletarischen Kulturrevolutionen hinzufügen. Da die Unterdrückung der Frau, also das Patriarchat, an die auf Privateigentum basierende Gesellschaft gebunden ist haben Frauen einen doppelten Grund zu kämpfen: An erster Stelle gegen den Imperialismus und an zweiter Stelle gegen die Unterdrückung der Frau. So ist die wahre Emanzipation der Frau nur mit der Aufhebung des Privateigentums möglich, das heißt im Kommunismus. Aus diesem Grund müssen die Frauen heute aktiv für die Rekonstitution der Kommunistischen Partei kämpfen. In diesem Prozess müssen die Genossinnen sich im scharfen Sturm der Klassenkämpfe zu kommunistischen Führerinnen schmieden lassen und das in großer Anzahl. Wenn wir davon Reden, dass das Proletariat sich nur selbst befreien kann, so gilt das gleiche auch für den Kampf der Frauen, um ihre Emanzipation. Die Kommunistische Partei muss in diesem Prozess den Aufbau und die Entwicklung der revolutionären Frauenbewegung führen und das auf fester ideologischer Grundlage, dem Marxismus-Leninismus-Maoismus, hauptsächlich des Maoismus. Nur so bleibt die Richtung der Bewegung erhalten und wird nicht mit den bürgerlichen und kleinbürgerlichen Ideen vergiftet.
[1]Mariátegui, „Feministische Forderungen“
[2]Marx und Engels, „Manifest der Kommunistischen Partei“
[3]Mariátegui, „Feministische Forderungen“
[4]zitiert nach Clara Zetkin in „Erinnerungen an Lenin“